Die Route des heutigen Tages: 31,1km von Hildesheim nach Lamspringe (Unten auf der Seite gibt es eine detaillierte Ansicht auf unsere Route per Komoot)
07:20
Frau Vos verabschiedet sich noch von der Haus- und Werkstattkatze Isidorus, eh es auf den Weg geht
08:00
Start am Hildesheimer Dom und Treffen mit der Reporterin Kathi Flau von der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung (hier geht’s zur Reportage, leider mit Paywall)! Kathi wird uns auch ein Stück des Weges begleiten.
Leider ist im Dom gerade Gebetszeit, sonst hätten wir euch noch ein paar Detailfotos vom berühmten Bernwardsleuchter und den Reliquiaren mitgebracht.
Ein Reliquiar wollen wir euch trotzdem zeigen, das Reliquiar mit den Reliquien Mariens, weil es noch einmal eine spannende Form ist, wie Reliquien im Mittelalter verpackt und präsentiert werden konnten. Mehr zu Reliquien und Reliquienformen findet ihr im Experteninterview mit Julia Hartgen.
09:02
Eine wichtige Orientierungshilfe in der mittelalterlichen Stadt sind Kirchtürme – sie sind markant und überragen, noch viel mehr als heute, weithin sichtbar die Stadtkulisse.
Hier die Türme vom Hildesheimer Kloster St. Godehard, eine von 14 mittelalterlichen Kirchen und Kapellen in Hildesheim!
09:20
Wir überqueren langsam die Stadtgrenzen und der Boden wird angenehmer.
09:35
Eine weitere Zwischenstation und gleichzeitig der Ausgang vom Stadtgebiet Hildesheim ist die heutige Domäne Marienburg (nicht zu verwechseln mit der modernen welfischen Marienburg, die ebenfalls bei Hildesheim liegt!). Sie wurde Mitte des 14. Jahrhunderts vom Hildesheimer Bischof als Trutzburg errichtet und bestand also in ähnlicher Form wie sie sich heute zeigt bereits zu unserer Zeit.
Weiter geht’s! Noch genug Kilometer vor uns. Ultreia!
10:10
8km gegangen. Und der August wartet uns mit wunderbarer Verpflegung am Wegesrand auf!
10:14
Und dann stellt man fest, dass man das Erste-Hilfe-Kit vergessen hat…
Philipps liebem Nachbarn, Mitglied unseres geschätzten Backup-Teams, sei Dank, dass er es uns so spontan und zuverlässig nachgeliefert hat! Zumindest die Blasenpflaster haben wir gut gebrauchen können zu einem späteren Moment.
12:00
13km geschafft – erst mal Frühstück! Es ist wahrscheinlich, dass der mittelalterliche Pilger immer ein wenig Proviant mit sich führt. Das ist bei uns ein bisschen Brot und Käse, eingewickelt in Leinentücher, Möhren und Äpfel. Gerade Obst bekommen wir jetzt im Spätsommer aber auch regelmäßig von den Bäumen geliefert.
Erste Erkenntnis des Tages: Straßen sind staubig (“Ich stelle fest, ich habe Staub in den Falten von meinen Knien” )
13:18
Und die erste interessante Begegnung hatten wir auch schon!
Ein über 80 Jahre alter Herr drehte mit seinem Roller um, der gerade auf dem Weg zu einer Ruine einer Motte war, und erzählte uns u.a. von seinem Jahr in Indien, als er dort zahlreiche Pilger und heilige Männer traf. Heute tourt er täglich durch halb Norddeutschland und besucht Freunde und interessante Orte.
Wer wandern geht, kann was erzählen – sowohl er als auch wir
Viele weitere solcher Begegnungen werden übrigens noch folgen!
14:33
Die Wege werden schwieriger…
15:10
… und schwieriger!
Der Pilgerstab ist bei solchen Steigungen (und vielen anderen Unwegsamkeiten) übrigens eine enorme Hilfe. Mehr zur Verwendung des Pilgerstabs findet ihr hier. [Beitrag ist in Vorbereitung]
15:55
Eine kurze Pause, um die Wasserflaschen wieder aufzufüllen. Da es keine öffentlichen Trinkwasserbrunnen gibt, sprechen wir Anwohner an. Sie sind alle sehr hilfsbereit!
Hier gibt es auch erste Verluste zu beklagen! Philipps Rosenkranz nach einem Original im Museum Hameln ist gerissen. Leider sind auch die meisten Perlen weg, darunter die drei geschnitzten Gagat-Perlen in Muschelform
Aber er nimmt es mit Humor – call me Captain Jack Sparrow!
16:30
Wir erreichen Bodenburg mit Schloss Bodenburg, das auf eine mittelalterliche Wasserburg zurückgeht. Hier herrschten ab dem 14. Jahrhundert die Grafen von Steinberg, Ministerialen des Hildesheimer Bischofs. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg zum Schloss umgebaut.
Schloss Bodenburg im Stich von Merian (WikiCommons)
Da das Schloss sehr zugewachsen und kaum zu sehen ist, genießen wir die Aussicht.
Ab 17:00
Gegen 17 Uhr verwandelten sich die Wege in… naja, wie soll man es beschrieben? Ein Bach, der zu einer Harvester-Fahrbahn wurde, und dann zuwucherte? Danke Komoot für diese spannende Route!
Mehr Infos zur Streckenführung gibt es hier.
17:15
15 Minuten später wird der Weg wieder zu etwas, was die Bezeichnung verdient. Die Freude war groß (auch wenn die beginnende Erschöpfung die Mundwinkel leicht nach unten fixierten)
17:30
Der erste Verlust auf Mai-Britts Seite: Ihr reißt der Tragegurt von ihrem Kleidungsbündel. Möglicherweise war das alte Hanfseil doch schon etwas spröde. Zum Glück haben wir noch einen Gürtel dabei, den sie nun als Trageriemen verwenden kann. Der ist sogar viel bequemer! Zu den unterschiedlichen Trageweisen des Gepäcks erfahrt ihr hier mehr [Beitrag folgt].
17:45
Und noch einmal eine halbe Stunde später: Zivilisation! Das muss Lamspringe sein!
Und der Fuchs führte Herrn und Frau Vos ans Ziel! Sind Füchse etwa doch Rudeltiere?
18:15
Ziel erreicht! Lamspringe! Ja, Philipp ist “etwas” kaputt und muss erst einmal akklimatisieren. Ihr seht: Sein Wams bekommt die ersten Löcher, und um seine Hose ist es auch nicht besser bestellt…
18:30
Dass wir Lamspringe als Tagesziel ausgesucht haben, kommt nicht von ungefähr, sondern hat einen guten Grund. Hier gab es im Mittelalter ein großes Benediktinerinnenkloster und Klöster bildeten im Mittelalter immer eine gute Unterkunftsmöglichkeit. Sie unterhielten häufig Spitäler (nicht im Sinne von Krankenhaus, sondern im Sinne von Gästehaus) und hier konnten auch Pilger unterkommen. Die Gemeinde Lamspringe unterhält auch heute noch eine Pilgerunterkunft, die war Coronabedingt aber leider noch nicht wieder geöffnet, deswegen haben wir diese Nacht bei Freunden verbracht.
Aber Lamspringe ist auch in anderer Hinsicht interessant, denn es hatte im Mittelalter ein großes Skriptorium – und ja, hier schrieben auch die Frauen! – und hat auch heute noch eine Wallfahrt, nämlich zum heiligen Oliver Plunkett. Dazu mehr im Video!
19:00
Auch essen muss der Pilger! Neben dem Proviant, das er dabeihat, ist auch eine richtige Mahlzeit wichtig. Die hätte er normalerweise im Gasthaus oder in der Pilgerunterkunft bekommen. Sie sah aber mit Sicherheit etwas anders aus als unser Abendessen…
Für die Imbiss-Mitarbeiter waren wir vielleicht sogar ein noch größeres Highlight als deren Essen für uns. Sie waren hellauf begeistert, sehr, sehr interessiert und haben jetzt ein Foto von uns mit ihrer Pizza auf dem Bildschirm in ihrem Laden 😀
19:45
Wir erreichen unsere heutige Unterkunft bei Familie Schmidt, die uns freundlicherweise beherbergt. Hier gibt es Dusche, Bett, ein Bier und Hund und auch eine erste Blasenbilanz. Ausbeute: zwei fiese Blasen an Mai-Britts rechtem Fuß. Zum Glück haben wir ja nun, dank nachgelieferter Erste-Hilfe-Tasche, auch Blasenpflaster dabei.
Bilanz des Tages
Die Bilanz des ersten Tages! Was haben wir geschafft, was ist passiert, was fiel uns auf, welche Verluste haben wir zu beklagen und was wollen wir morgen ändern? Das erfahrt ihr im Video!
Für alle, die neugierig auf die genauere Streckeführung sind, mehr Statistik möchten oder nachwandern: